Mama eines Schwarzen Kindes und wie daraus fast schwuppsdiwupps eine Unternehmerin wurde

Wie viele weiße Mütter, begann auch ich mich erst intensiv mit Vielfalt und Rassismus zu beschäftigen, als das Kind unterwegs war. Unterwegs ist in unserem Fall der Weg einer Adoption, aber die Geschichte wird hier und jetzt nicht erzählt werden. Jedenfalls war klar, dass unser Kind – es sagt selber „braun“ – sein würde, denn die Wahrscheinlichkeit ist in dem Land, in dem es geboren wurde, sehr hoch.

So begannen wir uns damit auseinanderzusetzen, ein Schwarzes Kind in Deutschland groß zu ziehen und was das bedeuten kann. Und ich glaube wir machten die meisten Fehler, die auch die meisten anderen weißen Eltern Schwarzer Kinder machten. Und wir lernten jede Menge dazu. Mittendrin im Lernen durften wir unseren großartigen Sohn zu uns holen und als ich dann gelernt hatte, wie weiß eigentlich unser Umfeld ist und damit auch die Gegenstände und Bücher in dem Kinderzimmer den gesellschaftlichen Vorstellungen von „normal“ entsprechen, wollte ich es besser machen. Was heißt denn besser machen? Ganz einfach, die Bücher und Spielzeuge spiegeln die gesellschaftlichen Vorstellungen von „normal“ wieder. Ich brauchte jetzt jedoch einen Schwarzen männlichen Helden und surfte mich auf der Suche danach quer durchs Web. Und surfte. Und suchte. Und verzweifelte. An Suchmaschinen wie an Online-Shops. Und in vielen Gesprächen im immer größeren Netzwerk kristallisierte sich heraus: jemand müsste das mal einfacher machen. Die Idee zu einem Online-Shop war geboren und dann ging es erst richtig los. Recherchen, Businessplan und alles, was halt so dazu gehört, um ein Unternehmen zu gründen. Gespräche, Netzwerken, Hochs und Tiefs… Nach zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit sitze ich nun an diesen Zeilen. Neben dem Shop werden Trainings angeboten und gleich wird alles live geschaltet. Tadaaa! Da ich gerade den Paypal-Account nicht auf die Website eingebunden bekomme, schreibe ich nun das, was für den Schluss vorgesehen war, diesen meinen ersten Blogbeitrag, denn was ich in den letzten Jahren gelernt habe ist: Ich muss flexibel bleiben, wenn ich möchte, dass die Zukunft wertschätzender und diskriminierungsärmer werden soll. Alles gleichzeitig geht nicht und irgendwie ist aufzugeben auch keine Option für mich. Und das Lernen hört nie auf, denn ich bin unter anderem weiß, gesund, mittleren Alters, ohne Behinderung, christlich erzogen, cis, hetero… und wurde auch in allen Punkten so sozialisiert.

Alles gleichzeitig geht nicht und irgendwie ist aufzugeben auch keine Option für mich. Und da Sie das hier jetzt lesen können, habe ich die Website auch noch glücklich online bekommen und heiße Sie herzlich Willkommen und wünsche von ganzem Herzen viel Vergnügen hier.

Oda Stockmann